28.02.25-02.03.25
Berlin
Austausch und Strategie für Reparationen
Vor 140 Jahren teilten die Kolonialmächte auf der sogenannten Berlin Konferenz von November 1884 bis Februar 1885 den afrikanischen Kontinent untereinander auf. Auf dem Reißbrett zogen sie künstliche Grenzen und schufen damit die Grundlage für gewaltsame imperiale Herrschaft, Vertreibung, Plünderung, die bis heute anhält.
140 Jahre später kommen Delegationen von widerständiger Graswurzel-Initiativen vom afrikanischen Kontinent und der Diaspora in Europa nach Berlin. Auf der Reparationskonferenz sprechen wir über die Folgen der Berliner Konferenz von 1884/5, Kolonialismus bis heute und darüber und über unsere Vorstellungen und Strategien für Reparationen. Die Konferenz nennt sich “AEPPRADIF”, eine Abkürzung für “Afrika and Europe People-to-People’s Planet Repairs Action Dialogue Internationalist Forum for reparatory justice”. Auf Deutsch also etwa: “Afrika - Europa Graswurzel Dialog und Internationalistisches Forum für planetare Reparationen und Gerechtigkeit”) Die Konferenz soll einen niedrigschwelligen Austausch ermöglichen - von Mensch zu Mensch und zwischen progressiven, linken und widerständigen Graswurzelgruppen. Unter den Gästen auf der Konferenz sind Organiser*innen für pan-Afrikanische Reparationen, Delegierte indigener afrikanischer Gemeinschaften, die dekoloniale Bildungskonzepte und Widerstand leben, sowie antikoloniale Stimmen aus Deutschland und der Nachbarschaft in Neukölln.
Programm
Freitag
16:00 - Begrüßung und Anmeldung
17:00 - Eröffnungszeremonie
18:00 - Einleitende Worte zu Planet Repairs
18:30 - Reden und Nachrichten per Video
19:30 - Gastsredner*innen und Keynote Speakers
20:30 - Ausklang und Empfang
Samstag
10:00 - Eröffnungsplenum: Reparative Gerechtigkeit & Planet Repairs
12:00 - Mittagspause
13:30 – Workshops
Workshop I: Bildung für Planet Repairs
Workshop II: Community (Gemeinschaft) und Regenerative Einheit für Planet Repairs
Workshop III: Interfaith (glaubensübergreifende) Harmonisierung für Planet Repairs
18:00 - Getränke und Ausklang
Sonntag
10:00 - Workshops Aktionsplanung
12:00 - Mittagspause
13:30 - Abschlussplenum
Ort
Hintergrund
Warum gerade jetzt eine Reparationskonferenz?
Die Berliner Konferenz, die am 15. November 1884 begann, gilt als eines der Schlüsselereignisse der europäischen Kolonialgeschichte. Sie gilt als der traurige Höhepunkt des so genannten „Scramble for Africa“ der europäischen Imperialmächte. Die künstliche Aufteilung Afrikas unter den europäischen Kolonialmächten nutzten die Kolonialmächte, als Grundlage für gewaltsame Kolonialherrschaft, Vertreibung und Ausbeutung. Bis heute hat das Ereignis massive politische, wirtschaftliche und soziale Folgen für die ehemals Kolonisierten. Ein Beispiel für den Schaden der Berliner Konferenz von 1884-1885 für die Teilung Afrikas ist die europäische imperiale Eroberung, Entmachtung und ausbeuterische Unterentwicklung der zerstückelten einheimischen Gbetowo-Nation Gbeduko, die durch die kolonialen Grenzen des heutigen Ghana, Togo, Benin und Nigeria in Westafrika geteilt wird. Solche Beispiele gibt es heute auf dem gesamten Kontinent und in der afrikanischen Diaspora zuhauf.
In dieser Situation beobachten wir ein wachsendes pan-afrikanisches und internationalistisches Bewusstsein an der Basis der indigenen und anderen Widerstandsgemeinschaften, sowohl auf dem afrikanischen Kontinent, also auch in anderen Ländern des Globalen Südens und in der Diaspora. Die Reparationskonferenz “AEPPPRADIF” will diese Kämpfe in einen Austausch bringen und so die neokolonialen Konsequenzen der Berliner Konferenz von 1884-1885 adressieren.
Die Idee der Konferenz entstand im September 2019 von Gbetowo Scholar-Activists während der Planung ihrer eigenen autonomen glokalen Ablodenunyansa Communiversity Diese Gemeinschaftsuniverität ist ihre eigene vereinigende Initiative für reparative Gerechtigkeit zur Dekolonisierung der Bildung in Verfolgung der panafrikanischen internationalistischen Förderung. Sie gaben den Anstoß für das, was jetzt Planet Repairs Action Learning Educational Revolution (PRALER) genannt wird. PRALER ist ein revolutionäres Bildungskonzept, das auch zur Organisation von dekolonialer Bildung in Ländern des Globalen Nordens beitragen soll. Aktuell gibt es ein Netzwerk von PRALER Ortsgruppen vor allem in diversen Städten in Großbritannien, wo sie radikale Community-, Bildungs- und aktivistische Arbeit machen. Planet Repairs Action Learning Educational Revolution (PRALER).
Der Aufruf zur Organisation der AEPPPRADIF wurde im Oktober 2023 von einer britischen Konferenz zu Afrikanischen Reparationen “United Kingdom Afrikan Reparations Conference” in London unterstützt, die unter der Schirmherrschaft der All-Party Parliamentary Group on Afrikan Reparations (APPG-AR)Das ist ein parteiübergreifender Zusammenschluss von Abgeordneten im britischen Parlament zum Thema Reparationen. Die Leitung hat der Mitbegründer Bell Ribeiro-Addy, einem Mitglied der Labour Party, inne, dessen Eltern aus Ghana stammen.
Was ist Planet Repairs?
Wer organisiert die Reparationskonferenz AEPPRADIF?
Die Konferenz wird von einem internationalistischen Netzwerk organisiert, das aus der Tradition der panAfrikanischen Bewegung, schwarzen radikalen Ideen und der Bewegung für Afrikanische Reparationen kommt. Diese hat sich auch in der Vergangenheit maßgeblich auf internationalen Konferenzen organisiert, so zum ersten Mal 1993 in Abuja, Nigeria. International Social Movement for Afrikan Reparations (ISMAR) und die Peoples’ Reparations International Movement (PRIM).
Das Team der Organisator*innen der Konferenz besteht aus PARISC und solidarischen Einzelpersonen. PARISC steht für: “Pan-African Reparations Internationalist Standing Conference”, auf Deutsch etwa: Sekretariat der Pan-Afrikanischen Internationalistischen Reparationskonferenz). Das Gremium wurde auf der britischen Konferenz zu Afrikanischen Reparationen “United Kingdom Afrikan Reparations Conference” in London 2023 geschaffen, um die internationalistische Zusammenarbeit in der Bewegung zu stärken. Eine Reparationskonferenz soll alle fünf Jahre von PARISC und solidarischen Personen und Gruppen organisiert werden.
ARISC arbeitet mit immer mehr indigenen und anderen afrikanischen Widerstandsgemeinschaften im Organisationsprozess Reparationskonferenz zusammen, so z.B. mit den Gelehrten-Aktivisten der Akwansranimdie Communiversity der Akan-Nation, genauso wie mit der neu entstandenen Allianz der Sahel-Staaten (AES), die Fortschritte bei der Beseitigung der kolonialen Grenzen von Burkina Faso, Mali und Niger machen. Ebenso wächst das Interesse an der AEPPPRADIF unter den Gemeinschaften, Organisationen und Netzwerken progressiver Kräfte, die in Europa, Asien, Abya Yala, Ozeanien und anderen Teilen der Welt und darüber hinaus an Dekolonisierung für einen gerechten Frieden und die Reparatur des Planeten. Delegierte aus Ghana, der Sahel Region, Südafrika und Großbritannien reisen für die Reparationskonferenz nach Berlin an.
Die derzeitige Zusammensetzung des Organisierungskomitees “AEPPPRADIF-GAB” ist wie folgt:
Ko-Hauptkoordinator*innen:
Kofi Mawuli Klu, London, Vereinigtes Königreich
Laura Kotzur, Berlin, Deutschland
Mitglieder:
Dr. Tobias Muller, Hamburg, Deutschland; und Cambridge, Vereinigtes Königreich
Akorfa Mawutordzor Gakpa, Accra, Ghana;
Lanyo Pascal Kwame, Lume, Volta Region, Ghana;
Aicha Sow, London, Vereinigtes Königreich
Kobina Amokwandoh, London, Vereinigtes Königreich
Marina Tricks, London, Vereinigtes Königreich