28.02.25-02.03.25
Berlin
Ein gemeinsamer Austausch zu Reparationen und zur Berliner Konferenz 1884
Vor 140 Jahren fand in Berlin eine Konferenz statt. Dort trafen sich viele mächtige Männer aus Europa. Mit einem Lineal malten sie die Grenzen des afrikanischen Kontinent. Wie einen Kuchen teilten sie das Land unter sich auf. Sie wollten über das Land und die Menschen herrschen und viel Geld verdienen. Sie nannten das Land, über das sie herrschten, Kolonien. Die Menschen und Staaten, die über Kolonien herrschten, heißen Kolonisator*innen. Länder, wie Deutschland, Frankreich oder Großbritannien waren Kolonisator*innen. Heute gibt es viele von diesen Grenzen immer noch. Es gibt zwar nur noch wenige Kolonien, aber die Gewalt und Unterdrückung geht weiter. Die Konferenz ist ein wichtiger Moment, wo diese Gewalt und Ungerechtigkeiten begannen.
Viele Menschen finden das sehr ungerecht und falsch. Sie sind gegen die Macht von Kolonisator*innen. Sie finden falsch, dass Menschen in Deutschland oder Großbritannien vieles leichter haben, nur weil sie dort und nicht in afrikanischen Ländern geboren worden sind. Sie finden falsch, dass viele Menschen in Afrika, Ozeanien, Asien und Abya Yala (ein Wort für Amerika von den Menschen, die dort wohnten, bevor die Europäer kamen) ein schlechteres Leben haben, weil die Kolonisator*innen ihnen Geld und Land weggenommen haben und oft immer noch ihre Ideen durchsetzen, obwohl die Menschen das vielleicht nicht wollen. Viele Menschen denken, es muss eine Wiedergutmachung geben. Das nennt man auch Reparation. Wie die aussehen, soll auf der Reparationskonferenz besprochen werden. Die Konferenz nennt sich AEPPPRADIF. Das ist eine Abkürzung für "Africa and Europe People-to-People’s Planet Repairs Action Dialogue Internationalist Forum for reparatory justice”. Das ist Englisch und heißt übersetzt etwa: “Afrika - Europa-Graswurzel-Dialog und Internationalistisches Forum für planetare Reparationen und Gerechtigkeit.” “Planet Repairs” (auch deutsch: “planetare Reparationen”) ist ein Konzept. Er beschreibt, dass Wiedergutmachung sehr viele Teile hat. Es braucht zum Beispiel materielle Wiedergutmachung (also Land und Geld zurück), Wiedergutmachung in der Umwelt (verschmutzte und zerstörte Umwelt muss geheilt werden) und epistemologische und kognitive Wiedergutmachung. Das heißt, dass die Kolonisator*innen ihre Worte, Sprache und Ideen vielen Menschen aufgezwungen haben und die Welt danach gestaltet haben. Deshalb müssen wir auch in unserer Sprache, Ideen und unsere eigene Wahrnehmung von der Welt aufarbeiten.
Programm
Freitag
16:00 - Begrüßung und Anmeldung
17:00 - Eröffnung mit der Gruppe “Afrikanischen Befreiung”
18:00 - Rede zur Einleitung
18:30 - Grußnachrichten aus vielen Orten in der Welt
19:30 - Präsentation zu Eröffnung durch einen Gast
20:30 - Getränke und Gespräche
Samstag
10:00 - Eröffnungsrunde: Reparative Gerechtigkeit & Verwobenheit von Plantaren Reparationen
12:00 - Mittagspause
13:30 – Workshops
Workshop 1: Bildung für planetare Reparationen
Workshop 2: Community (Gemeinschaft) Regenerative Einheit für planetare Reparationen
Workshop 3: Interfaith (glaubensübergreifende) Harmonisierung für planetare Reparationen (Wie können Menschen mit verschiedenem Glauben zusammen für Reparationen kämpfen?)
18:00 - Getränke und Gespräche
Sonntag
10:00 - Workshops Aktionsplanung
12:00 - Mittagspause
13:30 - Abschlusrunde
Ort
Hintergrund
Warum die Konferenz?
Die Berliner Konferenz, die am 15. November 1884 begann, war ein wichtiger Moment in der Kolonisierung. Oft nennt man das auch die “Jagd auf Afrika”. Es gibt viele Menschen und Gemeinden, die noch heute unter den Folgen der Konferenz und dieser Jagd leiden. Ein Beispiel ist die Gemeinschaft “Gbetowo-Nation Gbeduko”. Die Menschen gehören zusammen. Aber die kolonialen Grenzen haben sie getrennt. Manche leben jetzt in Ghana, andere in Togo, Benin oder Nigeria in Westafrika. Das macht vieles sehr kompliziert, weil sie alle verschiedenen Regierungen, Schulen, Sprachen und so weiter kennen müssen. Das ist nur eines von ganz vielen Beispielen.
Immer mehr Menschen in Afrika oder deren Familien aus Afrika kommen, fühlen sich mit den Menschen in Afrika verbunden. Sie wollen sich nicht trennen lassen, von den Grenzen, die die Kolonisator*innen auf der Berliner Konferenz gezogen haben. Diese politische Idee hat eine lange Tradition und heißt Panafrikanismus. Auf der Reparationskonferenz “AEPPPRADIF” wollen sie miteinander sprechen. Es geht um die Probleme aus der Geschichte und besonders um Probleme heute und wie sie repariert werden können. Aus Ghana, Südafrika, der Sahel-Zone, Großbritannien, Deutschland und vielen anderen Orten kommen die Menschen in Berlin zusammen.
Woher kommt die Idee mit der Konferenz? Es gibt eine lange Tradition schwarzer und pan-Afrikanischer Bewegungen. Eine Bewegung sind ganz viele Menschen, die für etwas Politisches zusammen kämpfen. Die Bewegung ist keine Partei, sondern sie ist ein loses Netzwerk. Die Bewegung hat sich viel auf Konferenzen getroffen, zum Beispiel im März 1993 in Abuja, Nigeria und im September 2019 in London. Dort hatten Menschen von der Gbetowo Gemeinschaft, die Denker*innen und Aktivisti*innen sind, eine Idee: Sie waren gerade damit beschäftigt, eine neue unabhängige Universität, die für das Wohl von Allen und nicht Profit ausgerichtet ist, zu planen. Diese Universität soll Grenzen überwinden. Da schlugen sie vor, das auch in Europa zu machen und dafür eine Organisation zu gründen. Die Organisation heißt PRALER (Planet Repairs Action Learning Educational Revolution). Das ist Englisch und heißt ungefähr: “Planetare-Reparationen-Aktions-Lern-Bildungs-Revolution”. Diese Organisation haben sie gegründet. Hier ist ihre Website: https://www.praler.net/ Sie ist vor allem in Großbritannien aktiv. Ganz viele Gruppen in verschiedenen Städten, wie London, Bristol und Edinburgh, machen dort Bildung gegen Kolonisierung und für Reparationen. Planet Repairs Action Learning Educational Revolution (PRALER).
In London im Oktober 2023 gab es eine Konferenz, die hieß “United Kingdom Afrikan Reparations Conference” (auf Deutsch etwa: “Britische Afrikanische Reparationskonferenz"). Sie fand zusammen mit der All-Party Parliamentary Group on Afrikan Reparations (APPG-AR)statt. Das ist eine Gruppe von Politiker*innen, die im Parlament von Großbritannien sitzen und aus verschiedenen Parteien kommen. Sie alle finden das Thema Reparationen wichtig und haben sich deshalb zusammengetan. Einer der Gründer und Vorsitzenden ist Bell Ribeiro-Addy von der Labour Party (Arbeitspartei). Seine Eltern sind in Ghana geboren.
Was ist Planet Repairs?
Wer sind wir?
Die Konferenz wird von PARISC organisiert. PARISC steht für “Pan-African Reprations Internationalist Standing Conference”. Auch deutsch heißt das etwa: Sekretariat der Pan-Afrikanischen Internationalistischen Reparationskonferenz. Seit der Konferenz 2023 in London organisiert sie die internationale, lokale und weltweite Zusammenarbeit von der Bewegung für Afrikanische Reparationen. Diese Bewegung nennen sie manchmal auch ISMAR (International Social Movement for Reparations). Hier findest du mehr dazu (auf Englisch) International Social Movement for Afrikan Reparations (ISMAR) Die Internationale Bewegung für Reparationen nennen sie manchmal PRIM (Peoples’ Reparations International Movement). Hier findest du mehr dazu (auf Englisch): Peoples’ Reparations International Movement (PRIM).
Immer mehr Menschen haben Lust mitzumachen bei Diskussionen und Kämpfen für Reparationen. Zum Beispiel organisieren viele Menschen aus afrikanischen Gemeinschaften mit. Zum Beispiel die Gelehrten-Aktivisten der Akwansranimdie Communiversity (=Gemeinschafts-Universität) der Akan-Nation und auch Menschen von der neuen Allianz der Sahel-Staaten (AES). AES sind gegen die kolonialen Grenzen zwischen Burkina Faso, Mali und Niger. Auch viele Gruppen, die für einen gerechtere und bessere Welt kämpfen, aus Asien, Ozeanien, Abya Yala und Europa wollen mitmachen.
Die Reparationskonferenz “AEPPPRADIF” soll organisiert von PARISC jetzt alle 5 Jahre stattfinden mit vielen Menschen, die von ihren indigenen und afrikanischen Gemeinschaften, sowie Diaspora Gruppen und anderen Gruppen aus der ganzen Welt geschickt werden. Indigene sind Menschen, die schon vor der Kolonisierung in ihrer Gemeinschaft in einer Region gelebt haben. Diaspora sind Menschen, die in einem anderen Land leben, als da, wo sie geboren sind. Zusammen wollen sie die Folgen der Berliner Konferenz 1884-1885 und der Kolonisierung bekämpfen und gerechten Frieden und weltweite Gerechtigkeit.
Wer organisiert die Reparationskonferenz aktuell? Die Gruppe heißt “AEPPPRADIF-GAB” und darin sind:
Ko-Hauptkoordinator*innen:
Kofi Mawuli Klu, London, Vereinigtes Königreich
Laura Kotzur, Berlin, Deutschland
Members:
Dr. Tobias Muller, Hamburg, Deutschland; und Cambridge, Vereinigtes Königreich
Akorfa Mawutordzor Gakpa, Accra, Ghana;
Lanyo Pascal Kwame, Lume, Volta Region, Ghana;
Aicha Sow, London, Vereinigtes Königreich
Kobina Amokwandoh, London, Vereinigtes Königreich
Marina Tricks, London, Vereinigtes Königreich